Mit Beginn des Frühjahrs, vagabundieren die abgeschlagenen Überläufer häufig bei guten Lichtverhältnissen umher. Wir erklären, wie diese am saubersten und mit der richtigen Jagdausrüstung bejagt werden können.
In Gebieten mit übermäßigen Wildbeständen und/oder erheblichen Wildschäden ist es notwendig, dass zahlreiche Jäger im Frühling die Gelegenheit ergreifen müssen, um Jagderfolge zu erzielen und Strecke zu machen. Jedoch ist Achtsamkeit geboten: Sämtliche Wildtiere profitieren im Frühjahr von der zunehmenden Tageshelligkeit, den wohltuenden Sonnenstrahlen und den verbesserten Nahrungs- bzw. Äsungsbedingungen nach den strapaziösen Wintermonaten.
Bei einem übermäßig hohen Jagddruck vermeidet das wiederkäuende Schalenwild das Verlassen der Dickungsbereiche und kann dadurch Schäden durch Verbeißen und Schälen verursachen. Auf natürliche Ruhephasen sollte daher stets geachtet werden. Mithilfe von Lockmitteln kann Wild auch in bestimmte Bereiche gelenkt werden.
CHANCEN IM FRÜHJAHR NUTZEN
Um eine optimale Wildbestandsregulierung und Wildschadensverhütung zu gewährleisten, ist es ratsam, das Schwarzwild durchgängig im Jagdjahr zu bejagen, vorausgesetzt, die Revierbedingungen und Wetterlage erlauben dies. Auf diese Weise tragen wir zur Erhaltung eines gesunden Schwarzwildbestands bei und minimieren potenzielle Schäden im Feld. Mit der richtigen Revierausstattung und robusten Jagdbekleidung ist es natürlich auch möglich, im April bei richtigem Sauwetter erfolgreich zu waidwerken.
Hauptsächlich bietet uns die Frühlingszeit aufgrund der biologischen Eigenschaften der Schwarzkittel ausgezeichnete Möglichkeiten, mehrere Stücke erfolgreich zu erlegen. Die abgeschlagenen Frischlinge oder auch Überläufer sind dann eigenständig unterwegs und können deshalb bereits am frühen Nachmittag oder sogar in den späteren Vormittagsstunden abgepasst werden. Im gut geführten Jagdtagebuch sind im Frühling teils auffallend seltene Abschusszeiten wie etwa 8:30 Uhr oder 17:30 Uhr – und das aus gutem Grund! Tagsüber herrscht ausreichendes Licht, um sich etwas Zeit zu lassen und sauber mit dem Fernglas anzusprechen, denn in dieser Jahreszeit dürfen keine Fehler passieren. Bachen, die führen oder kurz vor dem frischen sind, sollten auf keinen Fall erlegt werden. Deshalb verzichte ich im April auf die Nutzung der Mondphase für einen Ansitz auf Sauen und verschaffe mir dank der sendefähigen Wildkameras eine nächtliche Bestandsübersicht.
ANSITZ AM WECHSEL
Schwarzwild wechselt täglich zwischen ihren Tageseinständen und Fraßstellen, wobei sie morgens zurückkehren und abends hinausziehen. Um sie erfolgsversprechend zu bejagen, empfiehlt es sich, sie während des morgendlichen Rückwechsels oder des abendlichen Auswechselns an diesen bekannten Routen abzupassen. Befinden sich keine Ansitzeinrichtungen in der Nähe, stehen Sitzstock und Zielstock als zuverlässige Alternative zur Verfügung.
Zuerst gilt es für den Jäger, frische Fährten oder gebrochene Stellen zu finden, um die gut angenommenen Wechsel zwischen Einständen und Fraßstellen auszumachen. Hierfür sind gute Revierkenntnisse von Vorteil! Besonders erfolgversprechend sind Orte, an denen kürzlich Aktivität festzustellen ist, also frisch gebrochen wurde. Insbesondere auf landwirtschaftlich bewirtschafteten Flächen ist eine intensive Jagd zur Verhinderung von Wildschäden unerlässlich. Eine gut gepflegte Kirrung im Wald, hat besonders im Frühjahr eine magische Anziehungskraft. Überläuferrotten können so selektiv und sauber bejagt werden.
In den frühen Vormittagsstunden oder späten Nachmittagsstunden lassen sich die Schwarzkittel häufig auf den ersten interessanten Grünlandflächen beobachten. Besonders im Frühjahr ist das Schwarzwild auf der Suche nach tierischem Eiweiß. Wiesen, am besten auch noch auf feuchten Standorten, bieten dafür die idealen Voraussetzungen. Auch in lichten Buchen- oder Eichenbeständen halten sie sich gerne auf und halten Nachlese. Übriggebliebene Bucheckern und Eicheln sind gern gefundene Leckereien!
WEITERE LOHNENSWERTE HOTSPOTS
Wenn im Herbst das Nahrungsangebot durch eine geringe oder ausbleibende Mast knapp wird und anschließend auch noch ein strengerer Winter einsetzt, zeigt das Schwarzwild verändertes Verhalten. Sie beginnen, junge Eichen auszugraben und deren Wurzeln zu zerkauen. In Eichenkulturen können dadurch erhebliche Schäden entstehen. Im Frühjahr sind des Öfteren “weidende Wildschweine” zu beobachten, meist handelt es sich dabei um Bachen, welche das Gras vermutlich für die Milchproduktion benötigen – hier ist also absolute Vorsicht geboten! Ebenso werden alte Baumwurzeln und Ameisenhaufen auf der Suche nach Fressbarem durchforstet oder gar vollständig ausgehoben.
Sobald ich Sauen vor habe, startet während dieser Jahreszeit das gründliche Ansprechen der Rottenzusammensetzung und der infrage kommenden Stücke. Zu dieser Jahreszeit klappt dies ausschließlich nur bei ausreichender Helligkeit oder durch die Zuhilfenahme einer Wärmebildkamera. Darüber hinaus sollte die Vegetation möglichst gering sein, um sowohl die Frischlinge als auch die Bauchlinien der Stücke zu erkennen.
Die Kugel sollte bei der kleinsten Unsicherheit im Lauf bleiben. Der Ansitz hat sich auch dann gelohnt, schließlich zählt das Erlebnis mindestens genauso. Die erwachende Natur im Frühling, der typische Duft in Feld und Flur, die Aktivität des Wildes – all das macht den Frühling für uns so interessant. Die zählbare Belohnung kommt von ganz allein und bedarf in der Regel nur Geduld.
Wir wünschen dabei viel Waidmannsheil!